Organisation
Liefersicherheit war lange Zeit eine Selbstverständlichkeit für Unternehmen. Die Corona-Pandemie machte Schwächen in den Lieferketten sehr deutlich. Um die Robustheit auch in Krisensituationen zu gewährleisten, werden Wertschöpfungsketten überdacht und neu organisiert.
Die Digitalisierung der Unternehmen und der Kunden verändert die Abläufe in und zwischen den Unternehmen. Aber auch die Kommunikation und Interaktion mit den Kunden ändert sich. Neue Geschäftsmodelle bieten neue Absatzwege und Umsatzpotentiale, sie rufen aber auch neue Wettbewerber auf den Plan.
Globale Wertschöpfung wird lokaler – Glokalisierung liegt im Trend
Liefersicherheit war lange Zeit eine Selbstverständlichkeit für Unternehmen. Die Corona-Pandemie macht(e) aber Lieferengpässe bis hin zu fehlender Teileversorgung sichtbar. Die negativen Konsequenzen von Single-Source-Lieferanten und die Anhängigkeit von einzelnen Regionen oder Ländern erschütterten so manches Unternehmen. Den Unternehmen stellen sich Fragen nach optimaler Fertigungstiefe und der richtigen Mischung aus regionalen und globalen Wertströmen neu. Auf der Nachfrageseite führt die zunehmende Individualisierung der Kundenanforderungen zu kleineren Produktionslosen und übt massiven Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit von Wertschöpfungsketten aus. Doch wie wird eine nachhaltige Liefersicherheit auch in Krisenzeiten wirtschaftlich sichergestellt? Headquarter-nahe Lokalisierung wird die ökonomischen Vorteile der globalisierten Wirtschaft zu großen Teilen zu Nichte machen. Sinnvoller ist es, Beschaffung, Produktion und Vertrieb regional zu konzentrieren, um im Krisenfall Störeinflüsse zu begrenzen. Damit verbunden sind kleinere Losgrößen. Die hieraus resultierende Kostennachteile können durch Industrie 4.0 Lösungen kompensiert oder sogar in Kostenvorteile gewandelt werden. Dies erfordert konsequente und nachhaltige Entscheidungen.
Wertschöpfungsnetzwerke und neue Geschäftsmodelle
Der Einsatz von Technologien zur Kompensation von lokalen Arbeitskostenvorteilen führt zu einem Anstieg der Investitionen in Unternehmen. Auf der Beschaffungsseite bieten sich Wertschöpfungsnetzwerke an, um Investitionen der Netzwerkpartner sowie die speziellen Fachkenntnisse und Technologien von einzelnen Unternehmen auf den jeweiligen Wertschöpfungsstufen zu nutzen. On-Demand-Manufacturing-Plattformen sind ein Beispiel für diese Wertschöpfungsnetzwerke.
Auf der Vermarktungsseite kann die Wertschöpfung über den Verkauf und Service erweitert werden. Während Verkauf und Service zeitpunktbezogen und eher selten stattfinden, haben „As-a-Service“-Angebote die Möglichkeit, permanent mit Kunden in der Gebrauchsphase im Kontakt zu stehen. Dies ist sinnvollerweise mit einem stetigen Datenaustausch verbunden. Der Anbieter erhält einen tiefen Einblick in das Nutzungsverhalten der Kunden. Es offeriert die Möglichkeit, Fehler rechtzeitig zu erkennen und zu beheben und darüber hinaus neue Angebote zu machen.
Diese neuen Geschäftsmodelle machen organisatorische Änderungen in den Unternehmen notwendig. In den meisten Fällen werden die etablierten und neuen Geschäftsmodelle über längere Zeiträume zeitgleich umgesetzt. Diese dienstleistungsorientierten Geschäftsmodelle verändern die Art und Weise der Arbeitsabläufe und der Zusammenarbeit in Unternehmen. Die Gestaltung der neuen Abläufe ist an ein tiefes Verständnis dieser Geschäftsmodelle geknüpft.
Agile Wertschöpfung im „Neuen Normal“
Digitale Arbeitsformen wie Homeoffice und Web-Konferenzen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit in Unternehmen seit Corona. Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen wird digitaler, Datenaustausch und Web-Meetings reduzieren das Dienstreiseaufkommen. Ob diese Arbeitsformen nachhaltig zum Einsatz kommen, wird sich bei Abflauen bzw. nach dem Ende der Corona-Pandemie zeigen. Nicht zuletzt, weil diese Arbeitsformen ein anderes Führungsverhalten voraussetzen.
Dienstleistungsgeschäftsmodelle und die verstärkte Integration von Kunden in unternehmensinterne Abläufe wie z. B. die Produktentstehung werden das „Neue Normal“ weitaus mehr prägen als Homeoffice und Web-Konferenzen. Die Digitalisierung erlaubt aufgrund der vielfältig verfügbaren Daten das Nutzungsverhalten der Kunden tiefgehend zu analysieren. Die physische Integration von ausgewählten Kunden in den Prozess der Produktentstehung wird weiter zunehmen. „Customer Centricity“ ist der zentrale Erfolgsfaktor, um bei immer kürzeren Entwicklungszyklen die richtigen Produkte und Dienstleistungen zum Kunden zu bringen. Dies setzt andere Formen der Zusammenarbeit im Unternehmen und mit Kunden voraus. Rein funktionale Organisationen werden sich schwer tun, ausreichend schnell und kundenorientiert zu agieren.